Wenn es eine Wanderung gibt, die sogar ich richtig gerne mag, dann ist es die zum Partafallet am Pärlälven. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich, es gibt viel zu sehen und entdecken sowie eine wunderschöne Stelle für eine Pause. Der Weg ist nicht besonders lang (ca. 10 km) und vor allem flach.
Hinweise zur Strecke
Am Startpunkt der Strecke ist ein ausreichend großer Parkplatz vorhanden. An der Brücke am Partafallet findest du eine Schutzhütte, eine vernünftige Feuerstelle mit Bänken und grandioser Aussicht sowie ein Plumpsklo, das aber aus meiner weiblichen Sicht eher für wirklich Hartgesottene geeignet ist.
Was wir in Schweden gelernt haben: Genieß deine Pause, mach sie zum Erlebnis auf dem Weg. Nimm dir die Zeit, ein Feuerchen zu machen, dir dort etwas einfaches zuzubereiten, trink entspannt einen Kaffee oder Tee. Nicht immer ist der reine Weg das Ziel. Daher solltest du entsprechende Utensilien in deinen Rucksack packen.
Auch wenn dies sicher nicht die längste aller Wanderungen ist und flach zudem… Der Weg ist nicht geeignet für Kinderwagen, einen Buggy, Gehhilfen aller Art oder Rollstühle. Wenn du sicherheitshalber die einfachste Variante zum Partafallet gehen möchtest, dann folge einfach vom Parkplatz den ausgeschilderten Weg dorthin und auch wieder zurück – die einfache Strecke beträgt rund 3,2 km. Denn der Weg, den wir in Summe gehen, ist ab Partafallet nicht mehr so wirklich ausgeschildert…
Ganz wichtig, wenn du, wie wir, vom Partafallet weiter durch die Landschaft stromern möchtest: Wähle zumindest wasserfeste Schuhe – aus eigener Erfahrung legen wir noch einen drauf und empfehlen sogar Gummistiefel. Warum? Sagen wir mal so: Die erste Wanderung dort war eine feucht-fröhliche Angelegenheit, aber dazu später mehr!
Pärlälven? Partafallet?
Im Titel stehen die Begriffe Pärlälven und Partafallet – aber was ist was? Es folgt ein wenig Erleuchtung!
Pärlälven
Der Pärlälven ist ein rund 140 km langer Fluss in der Provinz Norrbotten, eben in Schwedisch Lappland. Bis ins 19. Jahrhundert gab es darin noch reichlich Flussperlmuscheln, die dem Fluss tatsächlich seinen Namen gaben: Pärl für „Perle“, älven für „der Fluss“. Also kommen wir zusammengesetzt auf die wunderschöne Übersetzung Perlenfluss!
Der Pärlälven liegt weitestgehend in der Gemeinde Jokkmokk, auch wenn er in der Gemeinde Arvidsjaur entspringt – nämlich westlich des Sees Peuraure bei Arjeplog. Von da aus fließt er vornehmlich in Richtung Osten. Auf dem Weg zu seiner Mündung in den See Purkijaure, wo dann der Pärlälven vom Lilla Luleälven „geschluckt“ wird, durchfließt er noch die Seen Peuraure, Karatj und Piertinjaure.
Partafallet
Als ich das erste Mal den Begriff Partafallet gehört habe, hab ich ja gedacht, das wäre so etwas wie ein Wasserfall! Ist es aber nicht! Mit dieser Erwartung brauchst du also gar nicht erst auf die Wanderung gehen.
Stattdessen ist Partafallet eine Stromschnelle – und für jemanden wie mich, die in ihrem Leben noch nicht so viele Stromschnellen live gesehen hat, war das schon eine recht hübsche Angelegenheit.
Besonders hübsch fand ich übrigens die Brücke, die dort über den Pärlälven gebaut ist, die siehst du auf dem Foto ganz oben im Beitrag. Oder eben hier noch einmal – mit Harald drauf.
Anfahrt & Parkmöglichkeiten
Von der Stadt Jokkmokk aus fährst du die 747 locker 20 km in Richtung Karats. Sobald du Norvibäcken passiert hast, liegt auf der linken Seite ein dezent ausgeschilderter Parkplatz – soweit ich mich erinnere, ist nämlich von der Straße aus nur ein Schild mit einem stilisierten Fisch an der Angel zu sehen.
Dort parkst du und startest deine Wanderung. Folge einfach den blauen Hinweisschildern, auf denen Partafallet steht. Der Weg ist recht konsequent ausgeschildert, jedenfalls findet ihn sogar eine Geographie-Niete wie ich den Weg dorthin. Und glaub mir, das will schon was heißen!
Auf zum Partafallet!
Vom Parkplatz aus führt zumindest am Anfang ein recht gut ausgebauter Weg zum Partafallet, der aber schon bald in einen Pfad mündet, der aber an der Stelle noch gut als solcher zu erkennen ist. Die 3,2 km bis dorthin führen uns durch die typische Landschaft der Gegend. Mitten durch die Wälder, teils gesäumt von Beerensträuchern, manchmal geht es aber auch über Holzstege, um sumpfige Abschnitte zu überbrücken. Eine Strecke wie aus dem Bilderbuch, gerade im September, wenn die Natur sich von ihrer farbenprächtigsten Seite zeigt. Es sind echt nur erdenklichen Farbtöne des Laubes vorhanden, bis hin zu leuchtendem Rot. Der Weg ist so hübsch, dass er wie im Flug vorbei geht und man gefühlt im Handumdrehen am Rastplatz am Partafallet steht.
Hier solltest du wirklich bei schönem Wetter die Chance auf eine längere Rast nutzen. Mach dir in der Feuerstelle ein Feuerchen, vielleicht grillst du sogar etwas? Aber bitte immer schön das Feuer im Auge behalten und es ist wohl selbstverständlich, dass das Feuer richtig gelöscht sein muss, wenn du wieder gehst. Wasser dazu gibt es im Pärlälven, direkt vor deiner Nase, ja nun mehr als ausreichend.
Jedenfalls ist das ein sensationeller Platz für eine Pause. Ein Ort, an dem man sich schlicht rundum wohlfühlt.
Theoretisch könntest du deine Wanderung übrigens auch auf der anderen Seite der Brücke, die du auf den Bildern oben schon gesehen hast, fortsetzen, aber da kennen wir uns noch nicht aus. Steht aber definitiv irgendwann einmal auf dem Programm. Also falls ich mich jemals über die Brücke drüber traue, denn die findet meine Höhenangst jetzt nicht so vertrauenserweckend.
Von hier aus auf eigene Faust
Hmmm, wie soll ich das jetzt sagen, ohne dich zu frustrieren? Es macht ab dem Partafallet Sinn einen GPS-Gerät zu haben, auf dem du klugerweise deinen Startpunkt am Parkplatz markiert hast, um auch irgendwann wieder dorthin zurück zu finden.
Als ich nämlich Harald darum bat, mir zu sagen, wie ich die Wanderung ab dem Partafallet weiter beschreiben soll, welchen Hinweisschildern man folgen könnte, kam zunächst einmal: „Da gibt es keine!“
Aha!
Dann kam als zusätzliche Antwort: „Dem Pfad parallel zum Fluss stromaufwärts folgen bis zu einer Hütte. Von dort aus dem rechten Pfad durch diverse Moorflächen folgen.“
Peng! Weißt du Bescheid, nicht wahr?
Kleiner Service für treue Leser!
Harald hat die komplette Route mit seinem GPS-Gerät aufgezeichnet und kann sie dir übermitteln bzw. sie dir in eine Landkarte übertragen, so dass du sie als PDF von uns bekommen kannst.
Wenn du diese PDF gerne hättest, dann schreib uns einfach eine Mail – die Mailadresse findest du im Impressum. Wir schicken sie dir dann zu.
Über Hölzchen und Stöckchen
Jedenfalls… der Weg, der uns vom Partafallet im weiteren Bogen und auf anderen Pfaden wieder zurück zum Parklplatz bringt, ist nicht mehr so komfortabel wie der offizielle Weg. Aber es ist doch ein Weg, den man sehen kann, wenn man genau hinschaut – stellenweise aber eben nur ein schmaler Trampelpfad, der sich durch die Blaubeer- und Preiselbeersträucher schlängelt.
Du startest mit der Schutzhütte am Partafallet im Rücken den Trampelpfad nach links am Fluss entlang. Diesen Weg gehst du, bis du zu einer weiteren Hütte kommst. Soweit ich mich erinnere, stehen da auch wieder Hinweisschilder, die aber für unsere Wanderung im wahrsten Sinne nicht zielführend sind. Wenn vor dir diese zweite Hütte liegt, folgst du im weiteren Verlauf dem Pfad nach rechts. Sollte der Weg nicht immer klar erkennbar sein, dann schau auf deinen GPS-Tracker und sieh ganz genau hin, das hilft dir beim Finden.
Verzichte besser darauf „frei Schnauze“ zu gehen, ohne dem Pfad zu folgen, denn von der zweiten Hütte aus kommst du früher oder später durch ein nicht zu unterschätzendes Seen- und Sumpfgebiet, das so groß ist, dass es nicht ganz einfach zu umgehen ist. Der richtige Pfad hingegen führt dich über Planken souverän hindurch.
Ich hab das Wort souverän gestrichen, da das nur bedingt stimmt! Ja, es stimmt insofern, dass du auf jeden Fall wieder am Parkplatz ankommst. Die Frage ist nur, ob deine Füße (und auch du selbst) dabei trocken bleiben! Beim ersten Mal waren wir mit niedrigen Trekkingschuhen unterwegs. Vor mir lag dann eine der besagten Planken über das sumpfige Wasser. Ich schätze mal, dass diese Planke gut 6 m lang war. Und schon nach dem ersten Meter wurde schlagartig klar: „Jetzt gehst du ein Stückweit baden!“, da die Planke sich beachtlich zu biegen begann. Und wir alle wissen: In der Mitte biegt es sich üblicherweise am intensivsten.
Automatisch fing mein Gehirn an zu rattern. Eine Möglichkeit dieses Feuchtgebiet an anderer Stelle zu umgehen, bot sich nicht. Es verblieben daher genau zwei Möglichkeiten: a) Ich würde es riskieren und schnurstracks dieses Sumpfgebiet auf der Planke überqueren, oder b) den gesamten Weg zurückgehen. Die Version b) schied für mich sofort aus, denn ich wusste ja, dass wir an dieser Stelle bereits fast 9 der kompletten 10 km hinter uns liegen hatten. Da stand mir nicht wirklich der Sinn nach Umkehr.
Es kam, was kommen musste: Als ich auf der Hälfte der Planke angekommen war, stand ich bis zum ersten Drittel der Waden im Wasser – ich erhöhe auf: im höchst morastigen Wasser! Und überhaupt… Planke ist so relativ. Eigentlich handelte es sich dabei eher um zwei parallel verlaufende Latten, die noch nicht einmal miteinander verbunden waren, also keine wirklich massive Sache.
Ich gebe zu, dass ich in dem Moment „Schiss“ bekam, denn mein Gehirn begann natürlich augenblicklich zu kalkulieren, ob nicht sogar die Gefahr bestünde, dass diese Latten in der Mitte durchbrechen könnten? Schließlich befanden wir uns auf einem recht ungenutzten Weg mitten in der Pampa Lapplands! Ich denke eher nicht, dass dort regelmäßig Förster, Naturschützer, Waldarbeiter, Wandervereinsgenossen, Gemeindemitarbeiter (keine Ahnung, ob und wer da oben für solche Dinge zuständig ist) vorbei kommen, um Wege zu sanieren und Bretter beizeiten auszutauschen, oder? Und wie lange halten selbst qualitativ hochwertige Hölzer, die jahrein, jahraus konstant im Wasser liegen? Wie alt waren die Dinger überhaupt? Fest stand jedenfalls, dass ich vollständig baden gehen würde, wenn das skandinavische Lattenholz morsch wäre und mich nicht tragen würde.
Und so tat ich das, was mir in der Situation überhaupt noch einfiel: zur Salzsäule erstarren und lauthals nach dem Gatten quieken. Der befand sich nämlich noch hinter mir am Anfang des Latten-Desasters.
„Was soll ich denn jetzt tun? Ich kann doch gar nicht zu dir kommen, um dich zu retten, sonst sind wir beide definitiv weg. Du bist eh schon nass. Geh einfach weiter. GEH!“ Also ich fand das zweite GEH sehr unfreundlich gezischt, wenn du mich fragst! Wo sind sie denn heutzutage, die Helden, die Ritter und die Prinzen? Kannste vergessen, mit denen kannste keinen Blumenpott gewinnen! Keine Liebe mehr auf dieser kalten Welt!
Ich wurde irrsinnig wütend, obwohl er eigentlich Recht hatte. Er konnte nichts tun. Und so begann ich, Zentimeter für Zentimeter in absoluter Slowmotion über die Latten nach vorne zu rutschen. Ich hab ein bisschen geweint dabei, weil ich komplett mit der Situation überfordert war, aber nur so, dass er es nicht sah, der Verräter hinter mir.
Nach einer gefühlten Ewigkeit stand ich endlich mit zitternden Knien auf der anderen Seite. Ich brauchte schon eine Weile, bis ich weitergehen konnte. Der Weg zum Auto war jetzt ja zum Glück nicht mehr weit und ich war schon sehr froh, als ich endlich darin saß.
Fazit
Nachdem ich den Moment verdaut hatte, war es dann doch in Summe ein total tolles Abenteuer.
Was es uns, neben einem schönen Tag mit dramatischem Abschluss, noch gebracht hat? Niegelnagelneue Gummistiefel, mit denen sich auch vortrefflich wandern lässt, damit wir nicht noch einmal versumpfen. Schuhe shoppen der etwas anderen Art, Ladies!
Seitdem sind wir diesen Weg noch einige Male gegangen. Seit ich die Stiefel habe, überwinde ich sogar die Latten am Ende problemlos. Manches muss ich eben erst einmal gemacht haben, um Vertrauen zu finden. Vertrauen in mich, die einzig wahre Heldin, Ritterin und Prinzessin der Neuzeit.
2 Antworten
Jaja, fallet, davon haben wir uns auch täuschen lassen und immer etwas im Hinterkopf gehabt was steil fällt, auch Fjället hat uns verwirrt. Dass Wasserfall meist Forsen heisst wurde uns erst später klar. Aber manch Fallet war für uns Flachländer doch schon auch ein großer Wasserfall 🙂 Wir haben uns in LAPPLAND verliebt und die nächsten Tage werde ich euren Blog durchstöbern und mich sicher hier und da noch äußern. Wir sind erst seit einem Tag zurück und falls du etwas leise schlagen hörst, dann ist es mein Herz, welches da geblieben ist. Das bin ich übrigens. Viele Grüße nach Lappland. <3 https://www.instagram.com/connyniehoff/
Hallo Conny,
jaha, da hast du natürlich auch völlig Recht. War schon so ein Erlebnis für uns. Ist echt ein toller Platz, müsst ihr mal hin, wenn ihr wieder oben seid!
Liebe Grüße,
Annika