Altertümliches Radip

Schwedisches Radio? Ist anders!

Man kann ja vom deutschen Radio  halten, was man möchte, aber wenn man man mal einige Wochen in Schweden verbracht und regelmäßig die „üblichen“ Sender gehört hat (Mainstream!), weiß man: Schwedisches Radio ist anders!

Inwiefern, das erklär ich dir jetzt – wobei ich direkt sagen möchte: „Anders“ heißt jetzt nicht automatisch „schlecht“. „Anders“ heißt zunächst einmal nur „anders“ – mein persönliches Fazit zum schwedischen Radio findest du ganz am Ende des Textes.

Musik - steter Tropfen höhlt den Stein?

Ich habe den Eindruck, dass es bei jedem Urlaub in Schweden so 8-10 (relativ) aktuelle Lieder gibt, die immer und immer und immer wieder gespielt werden.

Nja, natürlich gibt es auch da so etwas wie eine TOP 20 Sendung oder Programme, in denen sich Zuhörer Lieder wünschen dürfen, aber im „Normalprogramm“ wiederholen sich immer wieder diese… nennen wir sie mal „Stammlieder“. Dazwischen kommen auch mal ganz andere, aber auf diesen Stammliedern liegt ein gewisser Fokus.

Aber hej, hat auch positive Seiten, schlussendlich ist das ja z.B. gut zum Auswendiglernen von Songtexten. Oder es ist eine gute „Verkaufsstrategie“, denn spätestens nach dem 100. Mal hören gefällt dir echt fast alles! Das brennt sich ein.

Beispiel? Beispiel!

Beispiel: September 2020

Im September sind mir diese Lieder besonders aufgefallen. DIE sind mindestens auf den etwas mehr als 60 Kilometern nach Jokkmokk mindestens zweimal im Radio gelaufen – und ich sag mal so: HIN und RÜCK sind das glatte viermal in mehr oder minder einem Rutsch. Ja, im Radio, nicht auf der persönlichen Playlist oder so. Je nachdem, ob man die betreffenden Lieder mag oder nicht, kann das wahlweise wiederkehrende Freude oder eine sehr ungewöhnliche Form von Folter sein. 

Und du darfst nicht vergessen, dass ich ziemlich viel im Auto unterwegs war, um Baumaterial, Farben, Pinsel, Möbel, Lebensmittel etc. zu holen. Deutlich häufiger als Harald übrigens, der hatte andere Dinge zu tun. Da fällt das natürlich extrem auf!

Plus dass wir jeweils für die An- und Abreise 3 Tage gebraucht haben und ich zu blöd war, meine auf dem Handy gespeicherten Playlists via Bluetooth/USB an die Anlage des Autos zu koppeln…

Jedenfalls waren es da diese auffällig oft gespielten Songs (die Links führen zu YouTube):

Seltener gehört, aber ordentlich drüber gelacht, weil es so schön breites Südschwedisch ist: 

Kleiner Service für dich: Die Lieder aus der Liste oben habe ich auch in die Sp*tify-Liste für den Blog geschoben (und noch ein paar dazu)! Viel Spaß damit. 

Leserumfrage: Wie klingt Schwedisch für dich?

Fiel mir gerade ein – würde ich echt gern wissen! Wie klingt Schwedisch in DEINEN Ohren?

Für mich ist Schwedisch ja etwas ganz Normales, was ich von Kindesbeinen an gewöhnt bin. Aber wie ist das mit dir? Besonders wenn du bislang als „Schwedisch“ nur den Werbesprecher von IKEA mit seinem – ähm – „ungewöhnlichen“ Akzent kennst.

Hör dir 1-2-3 von den schwedischen Liedern aus der Liste oben an. Und dann sag was, schreib einen Kommentar. Das würde mich echt freuen.

Aber zurück zum Thema…

Toleranz verläuft wellenförmig

Was ich von Liedern in gefühlter Endlosschlaufe halte? Das schwankt ein wenig.

Phase 1: Am Anfang freue ich mich, wenn ich ein Lied, dass ich gehört habe, noch nicht kannte, aber direkt mochte, relativ schnell wieder hören „darf“.

Phase 2: Dann kommt die Phase, da roll ich innerlich schon beim Anklang der ersten 2-3 Takte die Augen, weil ich mich daran einfach „überhört“ habe. 

Phase 3: Aber ganz irgendwann, dann bin ich im „Flow“, dem Radio der anderen Art angekommen – und singe einfach mit. 

Radio Musik Grafik

Ich bin da vielleicht auch etwas merkwürdig

Vielleicht macht es Sinn, ergänzend zu erwähnen, dass ich mir zwar sonst so gut wie nix länger als 2 Minuten merken kann (ist der Herd aus? Habe ich das Licht angelassen? Was wollte ich nochmal hier im Keller?), aber MELODIEN in Kombination mit TEXTEN brennen sich im Handumdrehen für alle Ewigkeiten in mein Gehirn ein.

Und ich weiß meistens nach nur miniwenigen Sekunden bzw. beim Anspielen schon, welches Lied das ist, von wem, wann der Gesang einsetzt und bin sofort mit dem Text „live dabei“ – also singe mit. Zum Glück für meine Außenwelt kann ich aber sehr gut nur innen in meinem Gehirn singen. 🙂 

Aber Radio ist natürlich nicht nur Musik, da gibt es schließlich, wie bei uns, zusätzlich anderen Input! 

Nachrichten!

Was für die Musik recht ist, ist für die Nachrichten nur billig – auch die sind über den Tag hinweg fast konstant die gleichen und auffällig kurz gehalten. Es scheint zudem so zu sein, dass die Schweden ganz andere Dinge bewegt als uns.

Ich glaube, dass dort vielleicht nicht so viel passiert, was wiederum ein sehr schöne und beruhigende Vorstellung ist. Es sind vor allem aber auch mal POSITIVE Dinge darunter – etwas, was wir bei uns echt so gut wie nie erleben, oder? Das finde ich total herrlich!

In Deutschland gibt es meist alle Schattierungen von Grau bis Schwarz zu hören – eine Aneinanderreihung negativer Botschaften. Jede Stunde. 

Staumeldung im schwedischen Radio?

Hier kommt ein phantastischer Vorteil, denn in Schweden gibt es natürlich nicht einen Bruchteil so viele Staus wie bei uns in Deutschland. 

Während das deutsche Radio da jede halbe Stunde einen mit den aktuellen Staumeldungen vollfusselt (und meist werden ja sowieso nur die mit einer Länge ÜBER 5 km überhaupt erwähnt, weil es sonst viel zu viele wären) ist das im schwedischen Radio mit einem maximalen „Zweizeiler“ abgehandelt.

Und am Schluss: Das Wetter natürlich

Interessanter Ansatz beim Wetter: Erst wird immer erzählt, was gerade in dem Moment für Wetter ist. Hä? Da brauche ich doch nur den Kopf aus dem Fenster halten? Darauf folgt eine kurz-knackige und sehr vage Vorhersage.

Ultra nervig: Der Anteil an Werbung

Die Zeit, die man an Staumeldungen einspart, setzt man im schwedischen Radio komplett auf Werbung. Und DAS finde ich richtig nervig! 

Ich behaupte mal ganz kess, dass die Hälfte der Sendezeit aus Werbung besteht. Und die Hälfte der Werbezeit geht eindeutig an Onlinecasinos aller Art. 

Ansonsten gilt für Werbung das gleiche wie für die Musik: Steter Tropfen höhlt den Stein – auch die kann man nach einer Weile synchron mitschwätzen. *rolleyes*

Fazit

Ja, schwedisches Radio ist echt anders als deutsches. Aber ich mag BEIDES gern hören – alles zu seiner Zeit, eben wo ich gerade bin. 

Für uns sogar ein kleines, aber wichtiges Ritual! Denn jedes Mal, wenn wir mit dem Auto an Deutschland vorbei sind, uns durch die 2 Stunden Dänemark beißen, auf dem Weg zur nächsten Fähre, gibt es für uns kaum mehr Freude als ENDLICH schwedisches Radio zu empfangen. Denn DAMIT fängt für UNS der Urlaub wirklich an. 

P.S.: Übrigens kriegen wir die ersten Sender bereits rund um Kopenhagen im Autoradio. 🙂

<3

3 Antworten

  1. Hallo Anika!!
    Erstmal schönen Nikolaus.. ..
    Du schreibst wirklich lebendig, witzig und kurzweilig. So, wie ich Dich von früher kenne.
    Zum Radio hier in Deutschland kann ich nur bestätigen, dass es meistens negativ ist.. Mir ist das beim Wetter besonders aufgefallen.. Das Wetter wird oft im Verhältnis zum Vortrag gesetzt und dann sind im Sommer 25 Grad schon nicht mehr so schön, da es ja vorher 30 Grad waren.. Oder gute Nachrichten werden selten genannt.. Aber da kann man sich ja über die kompletten Medien auslassen.. Sollte man wahrscheinlich öfters eine Pause machen.. Es vermittelt einem sonst eine einseitige Sicht auf die Geschehnisse, denke ich.
    Aber es gibt manchmal auch witzige Beiträge..
    Das mit dem Urlaub habe ich mit der französischen Sprache.. Wenn ich nach Paris zu meinen Verwandten fahre.. Ich liebe es, dann französisch im Radio zu hören!! Schwedisch finde ich vom Klang her lustig..
    Alles Liebe und grüss Lotta mal von mir..
    Jasmina

  2. Hej hej.
    Ja, ich kann dir nur beipflichten. Es gibt einen Sender, da kann man die Uhr nach stellen, da werden die „gerade aktuellen“ Lieder im 4-Stunden-Abstand gesendet.
    Ob da nun der der grosse „Megamix“ ist oder auch ein „Goldkanal“… 😉

    Liebe Grüsse nach Lappland…

    1. Hej Knut,

      VIER Stunden – boah, du umschreibst das aber freundlich. Ich find das deutlich häufiger. Oder ich bin in der Liederpause gerade im Supermarkt und erwisch die daher wieder auf dem Rückweg? Das kann natürlich auch sein! Und ja, stimmt – MixMegapol. 😀

      Liebe Grüße, derzeit aus der Jülicher Börde!

      Annika

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