Auf der Spitze des Jarre

Auswandern: Geht ihr wirklich weg?

Dieser Text brennt mir schon ewig auf der Seele, denn ich glaube, die Frage, die uns in den letzten Monaten am häufigsten gestellt worden ist, ist: Wandert ihr nach Lappland aus? Geht ihr von Deutschland weg?

Sogar auf der Fahrt in den Urlaub hoch erreichte mich eine Nachfrage, denn es ging lokal bei uns Zuhause das Gerücht, wir würden jetzt sofort wegziehen. Nein, das machen wir nicht. Noch nicht.  

Geht ihr ganz nach Lappland?

Ich zieh das mal ein wenig auseinander, denn es gibt Pros und Contras – wobei wir sicher sind, dass sich das alles nach und nach klären wird, der noch vorhandene Gehirnnebel sich lichten und vor allem lösen wird.

Ja, lösen wird. Die Frage ist nur noch, wann der richtige Zeitpunkt ist. 

Gebündelte Gedankenberge

Ich erzähl einfach mal darauf los, ich glaube, so geht das am besten.

Die Basis

Mir ist wichtig, dass du verstehst, dass wir weder blind noch unvorbereitet agieren. Dass da eine gewisse „Substanz“ hinter steckt. Wir sind keine Helden, die sich kopfüber in unklare Abenteuer stürzen. 

Über uns lässt sich zusammenfassen:

  • Ich bin schwedische Staatsbürgerin
  • Ich kann Schwedisch, Harald versteht sehr viel und lernt zügig immer mehr dazu
  • Aber auch rein als EU-Bürger „dürfen“ wir nach Schweden auswandern.
  • Wir haben diverse Wochen in den letzten Jahren in Schwedisch Lappland verbracht – wir lieben die Gegend, in die wir wollen
  • Wir haben familiäre Anbindung und schließen erste Freundschaften, stehen da oben also nicht völlig allein da
  • Unsere Beziehung ist stabil, wir sind seit 1994 jeweils mit ein und derselben Person verheiratet (eben mit uns) – und stehen da nach wie vor 100% hinter
  • Unsere Kinder sind erwachsen und stehen auf eigenen, sehr soliden Füßen.
  • Es gibt feste und realistische Pläne, was arbeiten angeht! Ich nehme meine Arbeit einfach mit an einen anderen Ort und mache dort weiter – habe sogar noch weitere Ideen. 
  • Wir brauchen dort weniger Luxus für unser Leben als hier – es ist und bleibt ein ganz anderes Leben da oben, soll ein klarer Wandel werden, ein echter Cut. 
  • Nicht zuletzt habe ich in beiden Ländern fest gelebt, kann das einschätzen.

Hej, manche wandern mit weniger Basis schon aus, wie man in einschlägigen Dokusoaps sehen kann. Was man dort aber auch sehen kann: Das geht dann ziemlich häufig mehr oder minder in die Hose.

Was uns noch bremst?

Na, es ist halt ein großer Schritt, hier die gewohnten Zelte abzubrechen – einfach weg.

Da ist unser Sicherheitsbedürfnis, denn uns geht es hier und jetzt finanziell ziemlich gut – schaffen wir das dort auch? Selbst wenn wir dort für uns weniger Geld brauchen werden, reicht das, was wir dort verdienen können, um diesen Standard, den wir uns vorstellen auch zu erreichen und zu halten. 

Da ist die Familie. Klar, die Kinder sind erwachsen, aber noch habe zumindest ich mich noch nicht so recht von ihnen abgenabelt. Unsere Eltern sind da. Na. Ich glaube nicht, dass ich das Thema vollends ausbreiten brauche – ihr versteht das sicherlich auch so. 

Ich bin zudem sehr verwurzelt in meinem jetzigen Leben, liebe das, was ich tu. Habe viele Menschen um mich herum, die mir fest ans Herz gewachsen sind. Kann ich das hinter mir lassen und ziemlich von vorne anfangen?

Natürlich – wir wären nicht aus der Welt, Innerhalb eines Tages können wir zurück in Deutschland sein, wenn wir fliegen. Ich kann auch Kontakt online und telefonisch halten – aber ist das das gleiche? Hält das? Ebenso klar ist, dass dort oben ebenfalls tolle Menschen zum Kennenlernen leben, die ich nie kennenlernen werde, wenn ich nicht geh. Aber wird das ebenso gut?

Warum dann überhaupt weg?

Weil es unser Traum ist, unsere Sehnsucht – und diese Sehnsucht wächst Tag für Tag, entwickelt sich vom Traum zur Überzeugung. Der Weg dorthin fühlt sich sehr richtig an.

Das ist einfach so. 

Geht ihr wirklich weg - Annika denkt nach

Fragen über Fragen

Wir könnten es bei Stippvisiten belassen, schön Urlaub in unserem Ferienhaus machen. Und dann dorthin ziehen, wenn wir in Rente sind.

Das wären noch gute 10 Jahre bis zumindest Harald seine Einzahlungsjahre für die Rentenkasse komplett voll hat. Boah, so unfassbar lange.

Aber können wir das dann noch gesundheitlich? Also in erster Linie die Zeit dort im Wald verbringen, wie es unser Traum wäre? Wären wir in der Lage unseren höchstpersönlichen Traum dann noch genau so genießen und leben, wie wir es jetzt könnten? So ein Leben fordert schließlich nicht zuletzt eindeutig körperlichen Einsatz.

Oder: Wären wir mit diversen gesundheitlichen Einschränkungen im Alter geschlagen, würden wir es dann überhaupt noch wagen, gut 70 km von jeglicher ärztlicher Versorgung im Wald zu bleiben? Noch krasser: Leben wir in 10 Jahren überhaupt noch? 

Sollte man seine Träume nicht leben, wenn man die Chance hat? Gibt es überhaupt den 100 %ig richtigen Moment? Wie viel (finanzielle) Sicherheit ist wirklich von Nöten?

Und: Ist es nicht leichter, sich einzuleben und neue Kontakte zu knüpfen, wenn man noch im Arbeitsleben und im normalen Alltag steckt? 

Fest steht: Deine Lebenszeit kann dir keiner bezahlen!

Nein, echt nicht. Deine Lebenszeit ist, wie unsere, schlicht unbezahlbar. Das kann dir keiner bezahlen. 

Keiner! Kein Arbeitgeber. Keine Rentenkasse. Niemand.

Soll ich dir was sagen? Manchmal möcht ich gerne schon JETZT gehen, einfach Zelte abbrechen und weg, Ruhe und Frieden genießen. Mensch, das ist so schwierig. 

Nach Lappland auswandern, der Karatssee

Das ist ein Prozess - der dauert!

Es wird weder heute noch morgen soweit sein. Wohl auch eher nicht nächstes oder übernächstes Jahr. Erst irgendwann. Und doch ist es eine Entwicklung, ein Prozess.

Wir nehmen dich gerne mit auf unserem Weg – freuen uns, wenn du uns ein Stück hier auf dem Blog begleitest. 

Sag!

Würdest du das machen? Dich trauen? Jetzt? Oder doch lieber auf Sicherheit gehen und noch die 10 Jahre abwarten?

Hast du ähnliche Träume wie wir? 

Vielleicht hast du sogar sogar schon eine große Veränderung komplett durchgezogen?

Muss ja nicht nach Schweden sein, kann sonstwo hin sein. Vielleicht hast du dein Leben auch innerhalb Deutschlands komplett auf den Kopf gestellt? Was kannst du über deine Erfahrungen berichten?

Tausch dich mit uns aus – das wär toll. Einfach einen Kommentar hier hinterlassen! Sei ein Mutmacher oder ein Bundesbedenkenträger – das hilft uns weiter. 

16 Antworten

  1. Hej hej Annika (und Harald und Norr)

    Ich bin vor 14 Jahren von Rügen nach Südschweden gezogen. (Auswandern will ich das nicht nennen). Warum in den Süden Schwedens, wenn der Norden doch so schön ist?
    Nun, von dort habe ich es nicht so weit nach Schweden 😀 und in den Norden und auch nicht so weit nach Deutschland, um meine Familie, meine Enkelinnen.
    Auch ich hatte bereits Freunde hier, bevor ich hier her kam. Vieles muss man bedenken, vieles wieder verwerfen, manches spontan entscheiden. Aber letztendlich muss es jede(r) für sich entscheiden. 2008 hatte ich die Möglichkeit, nach Värmland zu ziehen und dort zu arbeiten. Dort verbringe ich jedes Jahr meinen Urlaub und ich liebe diese Gegend. Aber was wäre, wenn ich da wohnen würde? Nach einiger Zeit wären die Wälder normal, die Elche normal, die Seen normal. Ich bin im Süden geblieben, weil ich in Värmland Urlaub machen will und es eben nicht“normal“ sein sollte. 😉

    1. Hej Knut,

      entschuldige, dass ich erst so spät auf deinen Kommentar reagiere, irgendwie war für den Moment zu vieles im Weg.

      Ja, natürlich wird mit der Zeit alles irgendwie normal, ich frag mich halt nur, welche Normalität es für uns sein soll. Ich hab ja bereits mal ein paar Jahre als Jungmensch allein in Schweden gelebt und da fand ich das für mich schwierig (zu langweilig). Aber die Zeit läuft weiter – und man entwickelt sich weiter. Dementsprechend wir auch. Und es ist (zumindest in meinem Fall) nicht die Natur oder der Elch, der mich am meisten reizt. Sondern die Ruhe und auch die Entspanntheit der Menschen, die ich dort oben erlebe. Hier ist vieles zwar intensiver, aber auch aggressiver – finde ich auf jeden Fall.

      Was mich interessieren würde: Der Sprung von Rügen nach Südschweden ist ja jetzt (naturtechnisch) nicht soooo groß. Wobei, okay, kommt drauf an, wo du bist? Denn mein Südschweden, da wo ich mich südschwedisch rumtreib, ist ja Skåne und Süd-Halland – manche definieren das aber anders für sich. Die Anbindung, verkehrstechnisch, im Unterschied der beiden Standorte zueinander, jetzt auch nicht. Warum dann Südschweden? Das ist doch ebenso normal nach einiger Zeit. WAS war für DICH der Unterschied? Das wär spannend zu erfahren.

      Liebe Grüße,
      Annika

  2. Jag förstår att du tvekar…..för mig skulle det vara väldigt svårt, p g a vår son, som också är vuxen iofs, men ändå……. Vänner, släkt och föräldrar har jag lämnat, för 25 år sedan, som du vet. Visst fanns det problem, när speciellt mina föräldrar blev gamla och sjuka. Delvis dåligt samvete, att inte kunna finnas där etc. När det blev allvar, var jag där inom 48 timmar. Och när det behövdes, bodde jag hos min kusin i 14 dagar. Det mesta går att lösa, trots allt. Mina vänner har jag lika bra kontakt med nu, som för 25 år sedan. Och jag har fått nya vänner <3 Vi skypar, ringer och ses en gång om året <3 Ingen snabb spontanfika, därför ses vi intensivare, när vi ses. Fördelar vägs upp mot nackdelar. Ett svårt beslut. "Am Ende wird alles gut, und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende"

    1. Bästa Eva,

      precis… som du säger om ditt barn.. „som också är vuxen iofs, men ändå“. Det ligger något i det. Det är inte så lätt att släppa helt, tänk om man då skulle MISSA nagot (och om det da vore barnbarnens uppväxt senare i livet). Usch, det hela är en ganska tung fråga, som inte gar att lösa inom någon månad.

      Sen vet man ju ej, om man verkligen kommer att trivas pa längden – vi har ju bara varit där pa semester, med den där speciella semesterkänslan.

      Samvetet gentemot föräldrarna osvosf

      Men ända vet jag att det kommer att hända, förr eller senare. <3

      Ich umarme dich!

      Annika

        1. Ja, jag vet – men ända känns det som om det fortfarande ligger för manga tunga sten i vägen. Förhoppningsvis kommer de att lösa sig sa smaningom.

          Kram!

          Annika

  3. Bei den ganzen guten Voraussetzungen habe ich mich gerade gefragt, warum Ihr überhaupt noch in Deutschland seid.
    Wenn Ihr das für nächsten und übernächstes Jahr auch noch nicht seht…da verrinnen die 10 Jahre aber ganz schön schnell. Quasi in drei Jahren wären es nur noch 7 Jahre von den 10 Jahren von heute.
    Macht Euch auf die Socken und erfüllt Euch den Traum, so schnell irgend möglich!

    1. Liebe Hanne,

      grundsätzlich hast du Recht – es könnte so einfach sein. Und doch ist es das irgendwie nicht. Vielleicht weil ich dann doch irgendwie sicherheitsängstlich bin – und damit bremse. Hm.

      Danke für deinen Kommentar und das Mutmachen!

      Liebste Grüße,
      Annika

  4. Hi! Ich und mein Sohn wollen nach Lappland auswandern. Ich bin schon seit längerem auf der Suche nach einem kleinem Haus. Mein Traum wäre in der Nähe von Kiruna. Ich habe einen Bekanntschaft damals gemacht, und er hatte mir erzählt,wie schön es dort ist. Habe mir auch einiges in Internet angeschaut. Ich weiß, daß er eine Blutegel Farm besitzt. Leider habe ich vergessen, mach seinen Familienname nachzufragen. Aber der Traum und Wunsch Dort bin auszuwandern wird immerhin größer. Vielleicht kannste du mir ein paar Tipps geben. LG Petra

    1. Liebe Petra,

      in Kiruna war ich noch nicht, hab aber schöne Bilder gesehen. Was mich gedanklich von der Gegend abschrecken würde, sind die Gruben! Vom Hörensagen meine ich erfahren zu haben (kann mich aber auch täuschen), dass der ganze Ort früher oder später quasi abgebaut und neu gemacht wird? Weißt du da mehr?

      Eine Blutegelfarm in Schweden? Hat er die dann exportiert? Die Schweden sind ja weniger heilpraktisch unterwegs als wir, jedenfalls offiziell. Daher die Frage.

      Bei uns wird der Wunsch täglich größer und „greifbarer“, auch wenn wir hier nach wie vor noch von Zukunftsmusik sprechen. NOCH kann ich dir da sicherlich nicht so wirklich helfen. Ich bin eher selbst noch auf der Suche.. ganz vorne auf der Suche nach Mut, denn ich denke, dass unsere Voraussetzungen ansonsten echt eigentlich ziemlich gut sind – egal, ob sprachlich oder finanziell gesehen.

      Jedenfalls geht es hier auf dem Blog jetzt so langsam weiter, ich hab viel zu erzählen. 🙂

      Alles Liebe an dich. Ist es bei dir eigentlich zwischenzeitlich konkreter geworden? Melde dich doch mal!

      Grüße
      Annika

  5. Hallo, ich komme nächste Woche nach jokkmokk, um mir ein Haus anzusehen. Es sieht ganz so aus als würde ich ins kalte Wasser springen, aber ohne Angst. Wie zufällig bin ich auf Euch hier gestoßen. Lg

    1. Paaaatrrriiiiciiiaaaaaaa,

      JETZT bin aber neugierig! Du hast nicht zufällig Spaß daran, mit mir mal zu telefonieren? Ich will jetzt so ziemlich ALLES wissen.

      WOHIN in Jokkmokk?
      WO ist dieses Haus? (ich drück dir die Daumen, ganz dolle!!)
      WARUM möchtest du ausgerechnet dorthin?
      WIE ist deine Anbindung nach Lappland/Schweden?
      WANN willst du auswandern?

      Pfoah, he, ich beneide dich total. Ich will mit!! Stell dir mal vor, wenn wir irgendwann BEIDE da oben leben UND uns auch noch nett finden, das wär doch ein toller Start. 🙂

      Jedenfalls: Wenn du Lust auf einen Austausch hast, dann melde dich BITTE! Du kannst mir deine Mailadresse oder Telefonnummer als Kommentar schreiben, denn werde ich dann natürlich NICHT öffentlich machen.

      Alternativ kannst du mir eine normale Mail schicken an INFO(ÄT)LCHF.DE

      Liebste Grüße,
      Annika

    1. Hallo Michaela,

      entschuldige bitte, es war ein wenig turbulent in der letzten Zeit, daher die späte Antwort. Ich hoffe, du kannst mir das verzeihen. Nein, leider hab ich noch nichts weiter von Patricia gehört – aber vielleicht treff ich sie ja iiiirgendwann mal vor Ort? Wär lustig.

      Aber du? Wie ist es bei dir? Bist du weiter mit deinen Überlegungen?

      Wir hängen ein wenig an unserem eigenen Schiss fest, denke ich mal. Viele sagen uns „Wenn ich ihr wär, wär ich schon längst weg“. Hm, die könnten doch auch? Ich denke, es ist immer einfacher, anderen Tipps zu geben, das kann ich auch hervorragend gut. Fest steht: Wir werden gehen, ich hoff ja im Kleinen, dass das eher früher als später sein wird? So 2023. Es gibt noch viel zu klären, denn von irgendwas muss der Mensch ja auch vernünftig leben. Leben kostet leider schon ein wenig Geld, auch wenn man noch so selbstversorgerisch zu leben versuchen möchte, da bin ich zu sehr Realist. Ach ja, am Ende wird alles gut, und wenn noch nicht alles gut ist, ist es auch noch nicht am Ende. 😉

      Melde dich doch bitte! Ich würde mich sehr freuen, mehr von deinen Plänen und Ideen zu hören, vielleicht kann man sich da gegenseitig ein wenig unterstützen.

      Liebe Grüße und komm mir gut in 2022 an,
      Annika

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