Entschuldigt die längere Schreibpause, aber Corona hatte zumindest mich ordentlich aus meiner entspannten Umlaufbahn „geschnibbelt“. Jetzt kann es aber entspannt weitergehen und ich mein zweites Ich, die Dekoqueen, wieder rauslassen.
Im Prinzip ist es im Moment auch ziemlich egal, ob wir das Startsignal haben oder nicht, wir müssen eh erst warten, bis der Schnee in Jokkmokk weggetaut ist. Und Stand heute, nach dem ersten Drittel Mai 2020: Er ist noch da, der Schnee. Auf dem Foto von heute siehst du Bengt mit seinem Schneescooter und einem Eisbohrer (Angeln!) auf dem See, an dem auch wir unser Haus bauen.
Daher habe ich mich jedenfalls entschieden über etwas Launigeres zu schreiben – nämlich das Match zwischen der Dekoqueen der Familie (ich) und dem Grinch (Harald), der das alles ganz anders sieht als ich.
Obacht, liebe Leser!
Der nachfolgende Artikel enthält in Teilen eindeutige Spuren von Übertreibung, wollt ich nur gesagt haben. Ich verrate aber nicht, welche Teile.
Am Start erkennt man den Sieger?
Das ist eigentlich ein Spruch aus Haralds Repertoire. Scheint er dran zu glauben, anscheinend aber dann doch nicht unbegrenzt, denn aus seiner Sicht übertreibe ich das ein oder andere in der Vorbereitung für das Ferienhaus anscheinend. Sehe ich als amtierende Dekoqueen natürlich anders!
Zeitsprung: September 2019
Wir hatten UNSER Grundstück gefunden, wir hatten beschlossen zu bauen – und ZACK habe ich mit unserem Projekt Lappland umgehend begonnen. Mit Stift und Papier bewaffnet sauste ich durch das Ferienhaus, zog eine Schublade nach der anderen auf, öffnete eine Schranktür nach der anderen. Harald beäugte die Situation zunächst und fragte dann höflich: „Sag mal, kannst du mir sagen, was du da machst?“
„Klar, kannst du. Ich mache eine Bestandsaufnahme. Ich will wissen, was man alles für ein Ferienhaus braucht! Oder weißt du das auswendig? Die Idee hatte Maggi, denn hier kann ich ja in aller Ruhe schauen, was nötig ist.“, sagte ich und kritzelte weiter an meiner Liste.
„Aha.“ Damit war er zunächst zufrieden, aber als ich am Folgetag immer noch mit der Liste unterwegs war, fragte er: „Du weißt schon, dass das ein FERIENhaus wird, oder?“ Und sagen wir mal so: Seitdem höre ich diese Frage mindestens zwei- bis dreimal pro Woche.
Grinchygrinch
Nein, Harald sieht nicht aus wie der Grinch, natürlich nicht, sondern ist wirklich ein hübscher Kerl. Kann man ja auch hier sehen zum Beispiel. Aber so wie der Grinch Weihnachten und die dazugehörige Deko nicht leiden kann, versucht Harald mir, der amtierenden Dekoqueen, immer wieder die Pläne zu durchkreuzen und madig zu machen.
Ich bin aber eben eine Frau, eine Nestbauerin obendrein, und ich mag es ungemein, wenn es um mich herum hübsch ist und ich habe sehr viel Meinung zu Design, von der Farbgestaltung über die Möbel inklusiver derer Position im Haus bis hin zu Gebrauchsgegenständen. Da kann man mir nicht einfach mit irgendwas kommen. Typisch Dekoqueen halt.
Beispiel: Farbdesign
Stundenlang sitze ich am Rechner und suche nach der Farbkombi für die Einrichtung. Also die Farben, die neben dem typischen Holz beim Holzhaus eine Rolle spielen sollen. Wohlfühlfarben.
Alle Dekoqueens jubeln: Jaaaaaa! Farben sind so wichtig.
Irgendwann bin ich zufrieden und präsentiere ihm total stolz diese grundlegende Farbkombi, die im weiteren Verlauf bestimmen soll, welche Gegenstände, Vorhänge, Teppiche, etc pp ins Haus kommen und zusammen DIE Kompostion ergeben werden. Diese hier, wobei die Farbe ganz links nicht richtig auf dem Foto wiedergegeben wird, das hat noch eine natürlichere Nuance:
Alle Dekoqueens so: Ooooh, schön, das kann ich mir total vorstellen.
Harald konnte sich dafür nicht so begeistern wie ich. Er gab sich noch nicht einmal Mühe, so zu tun! Pöh, ich wette, wenn ich ihn heute fragen würde, WELCHE Farben es sein werden, könnte er das gar nicht beantworten.
Ich bin hingegen sehr fummelig mit Farben und weiche nicht davon ab. Da kommt dann auch nichts in Frage, was z.B. BLAU ist und sei es nur ein Büchsenöffner… Man kann sich an der Stelle vielleicht schon vorstellen, dass das ebenfalls ordentlich „Stoff“ für die Zukunft bietet. Oh ja. Ich kann sehr dickköpfig sein. Er aber mindestens genauso.
Beispiel: Bedarfsliste
Weitere Stunden liefen bei mir in die Erstellung DER Bedarfsliste, die ich aus den Notizen generiert habe, die ich in Lappland gemacht hatte. Gut, da kamen dann 2-20 Gegenstände noch dazu, aber die braucht man eben ALLE!
Da er schon bei der Arbeit daran immer wieder einmal kopfschüttelnd an mir vorm Laptop vorbeigekommen war, habe ich ihm den Anblick der gut 20seitigen Tabelle, inklusive Quelle und ca. Preisen erspart. Vor allem habe ich ihm die SUMME der Einzelpreise erst einmal erspart. So auf einen Blick ist das echt viel Geld, aber das schafft man ja alles nach und nach an. Und wenn ich ein Schnäppchen machen kann, dann reduziere ich freudestrahlend die Summe in der Liste und freue mich diebisch.
Beispiel: Das Lappland-Regal
Im Keller habe ich natürlich sofort ein großes Regal für Lappland frei gemacht. Dort bunkere ich liebevoll die Dinge, die mit dorthin sollen. Das sind Dinge, die wir hier noch über hatten, aber eben auch Neuanschaffungen. Mein kleiner heiliger Gral der Vorfreude!
Und was macht er? Räumt da einfach Waschmittel- und Spüli-Vorräte ein. Was? In MEIN Regal! Ich bin fast in Ohnmacht gefallen. So eine fiese Nonchalance!
Beispiel: Der Transport-Grinch
Angesichts der ganzen Dinge, die ich ihm dann doch irgendwie zeige oder von denen ich ihm erzähle, werde ich immer darauf hingewiesen, dass wir die doch gar nicht alle im Auto mitnehmen können…
Pah, denke ich und google: transport nach schweden spedition oder dhl pakete schweden größe gewicht maximal. Davon lässt sich eine Dekoqueen ja wohl nicht aufhalten.
Bengt sagt nämlich immer, dass sie 5 Jahre gebraucht haben, bis deren Haus so eingerichtet war wie es jetzt ist. Dabei wohnen die nur rund 100 km weit weg davon. Wie lange soll das dann dauern, bis wir fertig werden, bei der Distanz Rheinland – Lappland?
Er: „Ist doch egal, und wenn es 10 Jahre dauert!“
Ich so: „Nix da.“
Und so weiter und so fort
Ach, es gäbe da noch so viele Beispiele, ich sag nur: Küchenplanung, Möbelbau, Außenbereichsplanung, Stauraum, Beleuchtungsmöglichkeiten ohne Strom…
Aber etwas ist IHM dann doch wichtig...
Er hält sich, wie gesagt, aus allem raus, ob ich das gut finde oder nicht. Nur bei einer Sache, da versteht er keinen Spaß, da besteht ER drauf:
- NUR MADE IN EUROPE!
- MADE IN CHINA ABSOLUT VERBOTEN!
- TUNLICHST KEIN PLASTIK!
- HÖCHSTMÖGLICHE QUALITÄT!
Wenn er dann, wider Erwarten, mitbekommt, dass ich etwas Neues für das Haus bestellen möchte, fragt er IMMER: „Wo kommt das her? WO wird das hergestellt? Was ist das für ein Material?“ Und wehe ich habe schon etwas besorgt und kann die Frage nicht beantworten. Dann ist aber Budenzauber und Bambule hier.
Diesbezüglich ist er schon seit Jahren ganz, ganz streng. Er würde sich auch niemals Kleidung kaufen, die nicht aus den richtigen Ländern kommt und qualitativ minderwertig ist (und qualitativ minderwertig meint für uns nicht die Abwesenheit eines populären MARKENnamens, denn das ist eh nur Schall und Rauch).
Da ist es ihm egal, wenn es deutlich mehr kostet. Und er ruft die Hersteller an oder schreibt ihnen Mails, um herauszufinden, wo sie fertigen lassen. Er hat absolut Recht, kein Zweifel, nur ist es vielleicht nicht immer möglich. Ich verliebe mich auch manchmal in bestimmte Dinge. Er findet: „Wenn das nicht möglich ist, dann kaufen wir es auch nicht. Braucht kein Mensch! Punkt!“
Leise flötend schiebt die Dekoqueen die kleinen Lichterketten, deren Herkunft sie dummerweise nicht benennen kann, die aber für die Gemütlichkeit so wesentlich sind, wenn man sonst keine Lampen haben kann, tiefer in eine Kiste im Lappland-Regal. Auf dass er sie nicht bemerken möge. Dabei schwöre ich meinem Gewissen aber immerhin, dass ich die mit aufladbaren Batterien bestücken werde…
Alle Dekoqueens so: Aaaawwww, Lichterketten!
2 Antworten
Liebe Annika,
diesen Artikel lese ich immer wieder gerne,
er hat so was wunderbar Zeitloses und Reflektiertes
Herzliche Grüße und vielen Dank fürs Schreiben
DANKE! Ich häng wohl wieder ein wenig in meiner Arbeitsspirale fest – kennste ja.
Umarmung, Annika