Foto von Tante Maggi

Maggi – lernen von der Besten

In Lappland ticken die Uhren ein wenig anders. Sie ticken langsamer und entspannter, vor allem aber ticken sie ursprünglicher. 

Wir hatten schon die Erfahrung gemacht, dass es grundsätzlich ein ordentlicher „Sprung“ ist, wenn man nur von Deutschland nach Südschweden kommt, wo wir seit Ewigkeiten mindestens einmal pro Jahr zu Besuch sind. Schon da brauchen wir ein paar Tage, bis wir unsere gestresste, relativ laute und ungeduldige „deutsche Art“ runtergefahren haben und nicht mehr auffallen, wie die berühmten bunten Hunde. Aber Lappland ist noch mal eine ganze Schippe oben drauf. 

Manche sagen, die Menschen dort oben seien sehr zugeknöpft. Das finde ich überhaupt nicht! Ich empfinde sie als sehr offen und tolerant, man kommt schnell in ein sehr freundliches Gespräch. Meine Theorie, warum das so ist? Es gibt dort oben einfach nicht beliebig viele Menschen, da macht es Sinn, nett miteinander umzugehen und sich zu vertragen. 

Nach und nach lernen wir Menschen von dort kennen, aber diejenige, die uns (neben meinem Onkel Bengt) an nachhaltigsten geprägt hat, ist ganz sicher meine Tante Maggi.

Erste Worte über Maggi

Wie ich bereits in dem Artikel Wann kommt ihr endlich? notiert habe: Maggi (eigentlich heißt sie Margareta) ist die Frau des jüngeren und besten Bruders meiner Mutter, Bengt halt. 

Gebürtig stammt sie aus Jokkmokk und ist mit ihrem ganzen Herzen dort verwurzelt. Ihren Stolz auf diesen Landstrich spürt man intensiv, sie lebt und liebt die Traditionen und hat unglaublich viel Wissen angesammelt, theoretisches und praktisches.

Grundsätzlich ist sie ein auffällig ruhiger und entspannter Mensch. Ich glaube, dass sie sich von so gut wie nichts aus der Ruhe bringen lässt. Jedenfalls haben wir sie noch nie wütend erlebt oder aufgebracht. Was auch immer sie tut, sie tut es stets bedächtig und ohne jede Hast. 

Ungewöhnlich: Sie summt stets leise vor sich hin, wenn sie sich mit etwas beschäftigt und konzentriert. Warum? Weiß ich nicht. Ich glaub, das werde ich sie mal fragen, wenn es irgendwie in die Situation passt. 

Sie spricht sogar leise und ruhig – und erreicht doch, was sie will. Während Bengt manchmal sehr laut nach den Hunden ruft und gerne ignoriert wird, flüstert sie die Namen der Tiere in die Luft und sie erscheinen wie von Geisterhand.

Ihre Erfahrung - unser Vorteil

Wenn es um das einfache Leben draußen in der Wildnis geht, kann ihr kaum einer etwas vormachen, denke ich. Das Tolle daran: Sie erklärt gerne und genau, lässt sich selbst von merkwürdigsten Fragen nicht irritieren. Daher nutzen wir jede Gelegenheit, reichlich von ihr zu lernen.

Was wir lernen?

Oh, das ist so viel. Und weil ich hier auf dem Blog nach und nach einiges davon im Detail notieren möchte, mache ich es zunächst einmal in Stichpunkten – und wahrscheinlich hoch unvollständig, ich ergänze, wenn es mir wieder einfällt:

  • Fisch fangen – egal, ob mit Angel, Reusen oder Netzen
  • Fischarten erkennen (und ums Leben bringen)
  • Fisch filetieren (das ist gar nicht so einfach!)
  • Fleisch und Fisch räuchern – und das fängt schon beim Sammeln der richtigen Hölzer für das Räuchergut an
  • Beeren erkennen und einmachen
  • konservieren durch Einsalzen, wie z.B. hier im Rezept für gebeizten Lachs
  • typische Gerichte der Region zubereiten
  • Feuer machen – überall und bei jedem Wetter
  • auf Wanderungen über dem offenen Feuer Kaffee kochen und Essen zubereiten
  • frisch gejagtes Geflügel küchenfertig vorbereiten (ja, wir reden von rupfen und ausnehmen)
  • alles, aber auch wirklich ALLES ruhig und entspannt anzugehen
  • die Natur und die Einfachheit wertschätzen, das Schöne in den kleinen Dingen des Lebens zu sehen – wobei das ganz von selbst und automatisch geschah
  • alles mögliche zu diversen Fjällen, Erhebungen, Mooren, Gegenden und Orte – manchmal glaube ich, sie kennt dort so gut wie jeden Stein persönlich

Dazu erzählt sie uns unermüdlich Geschichtliches – das reicht von den offiziellen Fakten bis hin zu persönlichen Geschichten und Anekdoten.

Mit und bei ihr ist vieles anders als gewohnt. Sogar ihre Sammlung an Messern, die sie in der Küche benutzt, sieht dezent anders aus als das 08/15 Standardset sonst…

Equipment - Messer in Maggis Küche

Danke Maggi!

Für das, was wir schon von dir gelernt haben, und das, was wir noch erleben werden. 

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