Oh, was haben wir uns bei der Suche nach dem Haus, unserem Haus in Lappland schwer getan. Immer war ir-gend-was, was einem von uns beiden nicht richtig in den Kram gepasst hat. Und wenn es um so wichtige Dinge geht, können wir herrlich kleinlich sein, das hab ich ja hier in dem Beitrag schon genauer erklärt: Ein Haus in Lappland, bitte.
Ich glaub ja, dass wir beide sowieso schon ein festes Bild von „unserem Haus“ im Kopf hatten – und ZACK fühlt sich jede Alternative wie eine übergroße Ansammlung von Kompromissen an. Und nicht zuletzt finde ich, dass mit steigenden Anschaffungskosten bzw. Preisen die Kompromissbereitschaft sowieso langsam, aber sicher gegen Null sinken sollte.
Und dann kam Helge...
Nicht weit von Maggis und Bengts Wochenendhaus, schon auf dieser Straße ins Nirgendwo, wohnt ein guter Freund meines Onkels: Helge. Wir durften ihn bereits im Herbst 2018 kennenlernen, da hat er uns nämlich einfach mit zum Essen eingeladen. Der Abend war total lustig, lecker (er hat ein Menü mit 3 Gängen zubereitet!) und spannend, schließlich war es unser „Erstkontakt zu Einheimischen“, mal abgesehen von Maggi natürlich.
Danach haben wir noch vor unserer Abreise ein einziges Mal alle zusammen Kaffee getrunken, mehr nicht, aber anschließend nahm man irgendwie dann doch am Leben des anderen via Facebook teil (soll mal einer was gegen Socialmedia sagen!), auch nachdem wir schon längst wieder in Deutschland waren. Dadurch fiel schnell auf, dass er ein spezieller Mensch ist. Er ist sehr sozial, in der Regel immer gut drauf und hilfsbereit. Klar, das sind viele irgendwie und irgendwo – aber selten so intensiv und authentisch wie er.
Helge hat ein Grundstück gekauft!
Nachdem wir ein gutes Jahr vergebens nach unserem Haus in Lappland gesucht hatten, erzählte mein Onkel am Telefon eher beiläufig, dass Helge ein großes Grundstück von seinem Bruder abgekauft hatte – in der Nähe von all dem, wo wir schon immer eigentlich sein wollten. Wobei, was heißt hier Grundstück? Die Anzahl der Quadratmeter liegt bei 1.300.000! Ich sag mal: Großgrundbesitz?
Eher aus Spaß fragte ich Bengt, warum Helge uns dann nicht einfach davon ein Stück für unser Haus abgeben würde, denn das war so unfassbar viel Land in meinen Augen? „Frag!“, war seine Antwort (mein Onkel ist kein Freund vieler Worte).
Ich bombardierte ihn mit reichlich Fragen und Gedanken: „Meinst du wirklich?“ – „Soll ich echt einfach fragen?“ – „Glaubst du, Helge macht das?“ – „Das wär ja perfekt! Oder was denkst du?“ – „Soll ich ihn tatsächlich fragen?“ – „Im Ernst??“ – *kreischikreisch*
Bengts Antwort: Der berühmte „Like“-Daumen bei Facebook – das ist übrigens eine sehr typische Antwort auf so ziemlich alle Themen, die ich mit ihm bespreche.
Darauf folgte zügig der Kommentar „Ring!“ – was so viel bedeutet wie „Ruf an!“. Wenn er das sagt, dann mach ich das – und hatte Helge direkt selbst an Bengts Telefon. Der war nämlich gerade zufällig zu Besuch und beide fanden, wir sollten das dann doch direkt besprechen. Ich? Ich bin in dem Moment echt fast innerlich verreckt.
Ich erklärte Helge unser Anliegen – und war SO nervös dabei! Seine Antwort? „Also wenn du mir das nächste Mal, wenn ihr in Lappland seid, etwas Gutes kochst, dann mach ich das! Aber nicht nur irgendwas mit Sauerkraut!“ Oh, ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich wir in dem Moment waren! Und ja, ich hab natürlich für ihn gekocht.
Sucht euch einfach ein Grundstück aus
Die Lage bzw. natürlich auch das Grundstück an sich waren für uns von Anfang an ganz wichtige Kriterien. Ich hab ja bereits erwähnt, dass Harald am liebsten mitten in den „Busch“ wollte. Da, wo sonst am besten gar keiner wohnt. Zudem sollte es ein möglichst großes Grundstück sein, damit nur ja niemals jemand nie nicht neben uns bauen könnte. Jedenfalls nicht in Sichtweite. Und genau die Möglichkeit bot sich für uns jetzt – Helge sei Dank.
Die „Kröte“, die es für mich dabei zu schlucken gab? Also für die Hälfte unseres Eheteams, das dann doch auf ein wenig mehr Komfort steht? Kurz gefasst: Bei der Lage war klar, dass ein Haus dort niemals auch nur im Ansatz eine Stromleitung oder einen Wasseranschluss sehen würde. Aus den Urlauben wusste ich jedoch, dass ich das kann, selbst wenn unklar war, wie lange ich das nonstop am Stück könnte? Aber hier und jetzt ging es um unser Ferienhaus – und für die Dauer eines Urlaubs schmetter ich das doch lockerst aus der Hüfte!
Ich geb wohl zu, dass meine Kleinkrämerseele gleichzeitig die Chance witterte, auf diese Weise bei der Gestaltung des Hauses ein höheres Mitbestimmungsrecht zu bekommen. Schließlich sollte Harald nun das Grundstück in einer Lage bekommen, das es ihm ermöglichen würde, zu Fuß ein paar Schritte zu gehen und direkt in einem waschechten Nationalpark zu stehen! Angesichts dieser Perspektive war er dann doch sauber emotional weichgespült, der Mann.
Vorschau: Ich hab wahrlich Phantasie und erstaunlich viel Meinung, wenn es um das Haus an sich und im weiteren Verlauf um Design und Einrichtung geht. Das werde ich aber noch in epischer Breite auf diesem Blog darlegen, so viel ist sicher.
Mit Helge auf Entdeckungstour
Vorab hatten Helge und wir auf allen uns verfügbaren Wegen (eben Facebook und telefonisch) besprochen, dass wir, sobald wir wieder oben wären, uns gemeinsam auf die Suche nach einem passenden Teil-Grundstück auf Helges Gesamt-Grundstück begeben würden. Das war dann im September 2019 der Fall!
Mit zwei Quads fuhren wir zum Grundstück. Ich „durfte“ bei Helge mitfahren. Ähm, nun ja, sagte ich, dass ich ein wenig schissig bin? Ich war beim Start wirklich neidisch auf Harald, der alleine das Quad von Bengt haben durfte. Helge hat nämlich eine in sich relativ wilde Natur.
Bis zu Helges Grundstücksgrenze ging es auf einem normalen Waldweg voran, aber dann war das vorbei mit den guten Wegen (schon das war so relativ, das funktioniert mit einem normalem Stadtflitzer gar nicht, das braucht einen hohen Radstand!)… Stattdessen bogen wir nun links ab in die Pampa. Schlaglöcher, Bäume, Wurzeln, mega Pfützen – die Quads frästen sich ir-gend-wie ihren Weg. Mittlerweile war ich froh, dass ich mit Helge mitfahren durfte und warf immer wieder einen nervösen Blick hinter uns, um zu sehen, wie Harald klar kam. Aber hat geklappt. Dennoch wette ich, dass er froh war, als wir endlich irgendwo im Nirgendwo nach gut 1 Stunde Offroad-Tour mit den Quads stoppten. Und an der Stelle hab ich dann dieses Foto gemacht:
Wir standen mitten in einem der Urwälder Lapplands – anscheinend eine Stelle, die Helge sehr passend für ein Ferienhaus für uns fand.
Mein Gehirn rotierte direkt. Wie sollte man jemals mit einem Auto dorthin kommen? Da gab es gar keine Chance! Urlaub im Winter? Ja, aber nur, wenn man einen Schneescooter hat und ungefähr eine Woche allein dafür Zeit, das Haus aus dem Schnee auszubuddeln. Stop, da war meine Grenze überschritten – egal wie sehr die strahlenden Augen des Gatten just in dem Moment glitzerten!
Ich fragte vorsichtig, ob wir nicht vielleicht einen anderen Teil des Grundstücks nehmen könnten? „Doch, klar, sucht euch einfach was aus. Das dürft ihr ganz frei bestimmen!“, war Helges Antwort.
Wir verbrachten an diesem Tag gemeinsam diverse Stunden auf Helges Grund. Es gab diverse Stellen, die wir in der ganz engen Auswahl hatten. Einen dieser wunderbaren, einzigartigen Plätze siehst du hier im Film. Aber ich sag es direkt: Das war im Endeffekt nicht unseres. Dazu schreib ich bei der nächsten Gelegenheit mehr, sonst wird das hier echt zu lang.
14 Antworten
Wenn Ihr das nicht wolltet, könnte ich vielleicht…? Nein? Schad….
Come on, Bebbe!
Ich kann dir aber auch noch sagen, warum wir uns GEGEN dieses Grundstück entschieden haben: Es ist eine Ebene, drumherum nur klitzekleine Bäume. Es zog dort wie Hechtsuppe und wir hatten die Befürchtung, dass es dort schwierig wird bei einem Unwetter, einem Sturm, einem Gewitter! Das Grundstück, was wir ausgewählt haben, liegt zudem deutlich näher am echten Weg. Und glaube mir… wenn du einen Weg vom ECHTEN Weg zum Haus bauen willst, kostet es dich im wahrsten Sinne des Wortes SCHOTTER pro qm. 😉
Ich bin verliebt
Tolle Geschichte, euer Hausbau. Habe ich bisher alles sehr gerne gelesen. Ich bin selbst schon in einigen Gegenden Lapplands gewesen, auch zwei Mal in Jokkmokk. Wunderschön dort. Und ihr seid einfach zu dem Grundstück gekommen, weil dein Onkel den Helge kennt oder verkauft er auch weitere Grundstücke, so als eine Art Bauträger ?
Hej Erik,
danke für deinen Kommentar, das freut mich!
Ja, das war eher ein Freundschaftsdienst, Helge ist kein Bauträger.
Seid ihr auf der Suche?
Liebe Grüße,
Annika
Es ist unser Traum, irgendwann auch mal ein Haus in Norrland zu haben. Wir haben uns schon vieles auf Booli und Hemnet angesehen, aber die Verwirklichung seines Hauswunschs nach den eigenen Vorstellungen hat natürlich einen besonderen Reiz. Aus dem Grund fanden wir euren Bericht sehr inspirierend.
Und was die eingeschränkten bzw. fehlenden Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten in einer so weit abgelegenen Gegend angeht: ich will es nicht romantisieren und überlegen, ob ich mir so ein Leben dauerhaft vorstellen könnte. Aber es ist auch nicht so, dass wir das auf unseren bisherigen Lapplandreisen nicht kennengelernt haben. Und es waren jedes Mal aufs Neue tolle Erfahrungen, auf diese Weise wieder ein klein wenig „geerdet“ zu werden.
Habt ihr denn eine bevorzugte GEgend in Norrland, wo ihr sucht? Bereiche, die gar nicht gehen?
Und ja, man muss es schon als tolle Erfahrung für sich empfinden, ihr scheint da ein wenig wie wir gestrickt zu sein. Ich kenne viele, für die sowas überhaupt nicht ginge, absolut nicht in Frage käme.
Nja, sollten wir dorthin ziehen, würden wir noch ein kleines Zweithaus „in der Zivilisation“ haben wollen – mit Wasser und Strom. Halt um waschen zu können und Tiefkühltruhe. Es ist dauerhaft sonst wohl relativ kostspielig, wenn man nicht Vorräte anlegen kann. Muss echt nicht groß sein, denn die meiste Zeit würden wir doch draußen sein. Von daher: JA, Booli und Hemnet auch hier ständige Lektüre.
Manchmal denke ich: Zum Glück habe ich da noch nicht DAS Haus für uns gefunden. Denn dann müsste man ja zusehen, dass man es sich ansieht, Katze im Sack kauft man ja auch nicht.
Unser Traum wäre im vorhandenen Haus im Wald anfangen und auch erst einmal sehen, ob es wirklich das ist, was man dauerhaft haben möchte. Urlaub ist Urlaub, „auf ewig“ dann schon ne andere Nummer. *grübel*
Wir wünschen euch ein prächtiges Wochenende!!
Eine besondere Gegend in Norrland gibt es nicht für uns. Das beginnt ja bereits in Härjedalen, wo wir auch schöne Gegenden gesehen haben und was ja auch mit dem PKW noch relativ gut zu erreichen ist. Aber noch mehr hat uns die Einsamkeit in Norrbotten beeindruckt. Auf einer Strecke über 80 km gerade mal auf ein Dorf dazwischen zu stoßen.
Die Gegend am Torneälven haben wir noch nicht kennengelernt, würden wir gerne mal.
Tendenziell schauen wir mehr in Gegenden, die vom Inlandsvägen gut zu erreichen sind und weniger nach Gegenden um die (besser ausgebaute) E4.
Eine Zweitwohnung u. a. zur Vorratshaltung? Interessanter Gedanke.
Ich gebe dir vollkommen Recht, Urlaub und permanentes Wohnen… das sind noch mal Unterschiede. Man muss es testen und dabei auch schauen, wie sich das mit dem Beruf vereinbaren lässt.
Hallöchen,
damit seid ihr ja schon gut weit gesteckt vom möglichen Radius her. Für uns käm halt wegen des Häuschens, wo wir uns ja schon gerne bevorzugt aufhalten würden, eher etwas in der relativen Nähe in Frage. Mit relativ meine ich so ungefähr 200 km – da oben ist, das wisst ihr sicher, einfach mit größeren Distanzen zu rechnen.
Ich orientiere mich da schon eher Richtung E4 – schon weil ich die Distanz zum nächsten Flughafen mit vernünftiger Frequenz noch interessant finde. Kommt bestimmt der Tag, an dem wir keine Lust/Kraft mehr haben, 3 Tage bis in unsere Region in Deutschland zu fahren. Aber dafür brauchen wir nicht viel Komfort in dem Extrahaus – ab 50-60 qm ist das okay. Kann auch vom Zustand „oler“ sein, renovieren kriegen wir hin. Wichtig jedoch: Grundstück rd 1000 qm und das Haus auf diesem Grundstück nicht dicht auf dicht mit dem Nachbarn. Und halt Strom, Wasser, Abwasser.
Ich denke, die Chancen auf echte Schätzchen steigt mit der Zeit, die wir selbst ein Teil der Gemeinschaft da oben sind – gibt wahrscheinlich nichts Besseres als jemanden zu kennen, der einen kennt, der einen Nachbarn hat, der einen kennt… 😉
Und ja, testen müssen wir das – also kein One-Way-Ticket für uns. Dazu ist zu sagen, dass ich schon einmal in meinen jüngeren Tagen in Schweden gelebt habe (aber in Helsingborg-City/Südschweden) und das damals nicht so toll fand, sondern eher ziemlich langweilig, weil mir die klare „Schnauze“ (weniger Diplomatie) gefehlt hat und mir viele dort ein wenig zu „Slowmotion“ waren. Nun… jetzt bin ich älter und weiß GENAU das, was ich damals blöd fand, sehr zu schätzen. Das Leben und seine Bedürfnisse sind halt eine stetige Entwicklung… Dennoch „sitzt“ diese Ex-Erfahrung, müssen wir also in der Praxis testen. Ich bin damals zurück gezogen, weil ich und Harald beziehungstechnisch „Nägel mit Köpfen“ machen wollten, übrigens.
Wir wünschen euch ein entspanntes Wochenende!!
(Apropos – ich komm aus beruflichen Gründen unter der Woche so gut wie nie dazu, mich um die Webseite zu kümmern, darum meine späten Reaktionen, denn erst dann sehe ich die Kommentare. Ich hab jetzt aber die Sache so eingestellt, dass ich – hoffentlich – eine Mail bei einem Kommentar bekomme!)
Liebe Grüße,
Annika
Hej Erik,
danke für deinen Kommentar, das freut mich!
Ja, das war eher ein Freundschaftsdienst, Helge ist kein Bauträger.
Seid ihr auf der Suche?
Liebe Grüße,
Annika
Ja
Hej Annika,
ich schaue ja auch nicht jeden Tag auf den Blog, alles gut.
Ja, ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Chancen mit der Zeit wachsen, weil man ja doch immer wieder neue Leute kennenlernt.
Mit jeder Reise, die wir oder ich nach Lappland unternehmen, verschwindet für uns auch ein weißer Fleck von der Landkarte, weil wir immer wieder nette Leute kennenlernen. Weniger Schweden, aber Deutsche, die in den Norden Skandinaviens ausgewandert sind.
Wenn du an die Flughafenanbindung denkst und deshalb die E4 bevorzugst, wirst du sicher Luleå im Auge haben. Für meine Frau und mich kommt die Anreise mit dem Flugzeug nicht so in Frage, wenn wir gemeinsam reisen, weil wir auch immer unsere Hunde dabei haben. Aus dem Grund reise ich auch oft alleine.
Hello Erik,
wir fahren normalerweise auch – eben auch wegen Hund! Nur ich fänd die schnelle Option gut, wenn mal was wär, denn wir würden ja die weiträumiger Familie in Deutschland zurücklassen. Dann könnte man einzeln zur Not. Ich bin ja gern unter Menschen und ganz allein würd ich die Strecke zudem nicht unbedingt fahren wollen.
Das mit dem Verschwinden der weißen Flecken hast du toll geschrieben – ja, das ist so, wenn man offen ist. Dadurch dass wir schwedische Familienanbindung dort haben, kommen bei uns halt die Schweden dazu. Aber schön ist das, denn – mag vielleicht komisch klingen – man fühlt sich nicht so alleine! Ich hab generell so das Gefühl, dass sich in Lappland ziemlich viel Deutschsprachiges tummelt (Schweizer gibt es auch viele). Ich hab mal gewitzelt, dass ich als allererstes einen deutschsprachigen Stammtisch (ohne die bei manchen negativ mit dem Begriff verbundenen Assoziationen) eröffnen würde, zum Quatschen, Austausch, Netzwerken. Tatsächlich würde es mich nicht weiter wundern, wenn es denn schön gäb, ohne dass ich es weiß.
Habt ihr die nächste Reise eigentlich schon in Planung? Wir haben Ostern im Visir (toitoitoi).
Mit den besten Wünschen für ein entspanntes Wochenende,
Annika