Kommen wir zu einem Urlaubserlebnis, das es in sich hatte. Jungejunge, noch jetzt bekomme ich Gänsehaut, wenn ich nur daran denke! Das war wirklich eine Begegnung mit der dritten Art.
Es begab sich dereinst in der Wildnis Lapplands....
… dass Harald nach einer Wanderung mit Norr ein kleines, wohlverdientes Nickerchen am Nachmittag machen wollte. Und ehe ich es mich versah, schnarchten die beiden Stereo!
Gut, das ist jetzt so gar nicht mein Ding, denn wenn ich am hellichten Tag einschlafe, werde ich nicht mehr richtig wach, dann ist es echt gelaufen! Passiert mir maximal, wenn ich richtig krank bin, sonst nicht. Andererseits war ich aber eben auch nicht wandern, sondern extrem ausgeruht.
Jetzt ist man ja (meist) eine liebevolle und fürsorgliche Ehefrau, nicht wahr. Und man stört den Löwenkönig nicht beim Nickerchen, sagt schon ein altes Urwaldsgesetz.
Allerdings hatte ich nichts Besonderes zu tun und nur herumsitzen – darauf hatte ich absolut keine Lust. Schließlich war das Wetter herrlich! Kein Wölkchen am Himmel, strahlender Sonnenschein, da sitzt es sich nicht gut still. Und wie wir wissen: Empfang, der mich hätte ablenken können, hatte ich nun auch nicht.
Daher kam mir der Gedanke, dass ich mal ein wenig eifrig sein könne, und zwar indem ich Brennholz einsammele. Das ist auf dem Grundstück mitten im Wald so gar kein Problem, denn da liegt reichlich davon herum. So könnte ich in weiser Voraussicht auf kältere Momente einen kleinen Vorrat anlegen. Selbstversorger und so. Ach was, sogar wie ein Trapper!
Gesagt, getan
Ich zog meine Bahnen rund um unser Ferienhaus. Recht schnell hatte ich einen guten Haufen Brennholz zusammen. Wobei man sich da echt nicht täuschen lassen darf, denn so ein Ofen braucht schon einiges an Material!
Exkurs: Wie nennt man eigentlich Holz, dass man nicht vom Baum abmacht, sondern das einfach so rumliegt? Fallholz? Weil es gibt ja zumindest Fallobst. Der Kenner bemerkt an der Stelle messerscharf: So weit ist das bei mir mit dem Trapper-Dasein dann doch nicht gedungen! Hm. Egal, dann bin ich eben nachhaltig, verwende die Ressourcen, die die Natur uns einfach so schenkt. Auch ein nettes Prädikat, oder?
Eine Drohne im Wald?
Emsig sammelnd wie ein Eichhörnchen entfernte ich mich immer weiter vom Haus – raus auf die Lichtung. Stieg über eine große Wurzel, ach, wie weich der Boden dahinter war.
Bückte mich, zog an einem besonders schönem Exemplar Ast.
Da hörte ich ein fettes Brummen. Ein Brummen, dass so gar nicht dorthin gehörte, wo ich gerade stand – also mitten im Nirgendwo!
Wer – verdammt – lässt denn hier in der Wildnis eine Drohne fliegen? Das ist ja wohl total abstrakt!!! Hat man noch nicht einmal hier seine Ruhe? Idioten!
Zornig hob ich meinen Blick in den blauen Himmel. Wegen des strahlenden Sonnenscheins konnte ich aber nicht viel sehen – schirmte meinen Blick auf Stirnhöhe mit der Hand ab.
Da war aber trotzdem nichts zu sehen.
Das Brummen war aber eindeutig noch zu hören!
Begegnung mit Adrenalinkick!
Kennst du diese Gänsehaut im Haaransatz, wenn dir auf einmal siedendheiß im Bruchteil einer Sekunde klar wird, dass da gerade etwas ganz, ganz schief läuft? Ja? Genau das Gefühl wallte in mir auf, als mir Gewahr wurde, dass das brummende Geräusch seinen Ursprung nicht ÜBER mir hatte, sondern HINTER mir.
… (trockener Mund, Nacken einziehen, vorsichtiges Umdrehen, PULS!)
Hinter mir eine schwarze Wolke.
Eine brummende, dicke, schwarze, hoch zornige Wolke Erdwespen!!!
Ich war nicht, wie vermutet, auf ein wolligweiches Büschchen getreten – nö, ich stand Vollgas in einem Bau von Erdwespen, den ich aus Versehen auf meiner Exkursion zertreten hatten.
Kurz gesagt: Die Erdwespen fanden das mal überhaupt nicht toll. Und anscheinend hatten sie einheitlich beschlossen, der blöden Kuh (hier: Ich!) so richtig einen zu verpassen.
Kann ich ja durchaus nachvollziehen, aber so leicht wollte ich mich nicht abwatschen lassen!
Gas geben!
Ich rannte los, so schnell ich nur konnte. Normalerweise bin ich wirklich nicht schnell, eher die olle Dampflok unter den Laufenden, aber da habe ich jeden persönlichen Rekord gebrochen. Über Stock, Stein und gesammelte Blaubeerbüsche donnerte ich Richtung Haus.
In der Schrecksekunde kam ich noch nicht einmal auf die Idee, die gesammelten Äste loszulassen! Die behielt ich schön unter das Ärmchen geklemmt bei mir. Oh man!
Ich erwog noch, ob ich ins Haus rennen soll. Nur würde ich die Wespen dann nicht mit reinnehmen?
Entschied mich dagegen. Im Bruchteil einer Sekunde.
Donnerte am Haus vorbei, bis in den Wald dahinter. Erst dann wagte ich es, stehenzubleiben. Weiß man doch, dass wütende Wespen gerne die Verfolgung aufnehmen.
Aus dem Hinterhalt!
Keuchend rang ich nach Luft, ließ erst jetzt die Äste fallen. Sah fast Sternchen vor Augen.
Ha, ihr beknackten Wespen. Nicht mit mir! – Triumph blitzte in mir auf.
*PIEKS*
Doch. Eine hatte es tatsächlich geschafft – ich vermute, sie hatte sich schon an meine Kleidung geklammert, bevor ich losrannte.
Während ich sie auf diese Weise einfach mitnahm, nutzte das Drecksviech die Gelegenheit, unter meine Kleidung zu kriechen (vermutlich um sich vor dem reißenden Fahrtwind meiner Geschwindigkeit in Sicherheit zu bringen.. Haha!).
Und stach mich hinterhältig aus dem Hinterhalt – in den HINTERN halt.
Im Ernst. Die hat mich in den Po gestochen. Ja, du kannst ruhig lachen – kann ich jetzt mit Abstand nach dieser Begegnung mit der dritten Art auch.
Und nichtsdestotrotz: Ich hab echt Glück gehabt. Wäre ich gestürzt oder die Erdwespen doch schneller gewesen als ich, hätte das gut schief gehen können.
Keine Liebe auf dieser Welt
Natürlich habe ich umgehend Harald geweckt und zeternd mein Leid geklagt, das Drama in allen Farben geschildert.
Bekam ich Trost? Bewunderung? Nein! Man(n) lachte!
Ich schieb das jetzt mal darauf, dass er noch nicht ganz wach war. Pöh!
Es gibt echt keine Liebe mehr auf dieser kalten Welt. Im nächsten Leben überleg ich mir das mit dem Heiraten aber mal, das sag ich dir.